Bundesleistungsh�ten Friedersdorf

Heute war ich in Friedersdorf, einem Dorf bei Seelow, ca.20km von uns entfernt.
Nach einer rasanten Hinfahrt wo ich versucht habe einem Auto mit TO (Torgau - Oschatz) zu folgen das seit der Sparkasse vor mir lag kam ich aus dem Staunen nicht mehr raus. Das parken auf einem Feld auf der anderen Seite des Dorfes mit Einweisung durch Feuerwehrkr�fte war schon sehr abenteuerlich und die Stra�e die dahinf�hrte bescherte Ron nach meiner R�ckkehr einen spontanen Putzanfall. Man war das Auto eingesaut. *unschuldigpfeiff* Auf dem Gel�nde gab es so viel zu sehen, da� ich von 10 Uhr morgens bis 15:30 nicht eine Sekunde Langeweile hatte und sogar freiwillig auf die Demonstrationen des Friedersdorfer Reitvereins und die Siegerehrungen vom Bundesleistungsh�ten und dem Erntekronenwettbewerb verzichtet hab weil ich nicht mehr stehen konnte. Tausende von St�nden gab es in der Halle, in einer zweiten Halle, Essensst�nde drumrum mit den tollsten K�stlichkeiten, ein Besenbinder, ein Schmied, ein polnischer Obst - und Gem�sestand wo ich mich mit einem Serben auf Bulgarisch unterhalten habe (und dessen Antworten ich verstanden habe, obwohl er eine total seltsame Betonung hat f�r meine Ohren) und als Dankesch�n einen Apfel geschenkt bekam. Und es gab einen Sch�ferkleidungsstand mit Wachsm�nteln und Filzh�ten und Westen. Dutzdende Dampfflug - und Dreschmaschinen gab es drau�en auf dem Feld und sogar einen Pferdepflug. Weiter hinter auf dem Gel�nde konnte man eine Agility- Bahn bewundern die ab und zu auch genutzt wurde und Hunde gab es da! Aus allen Rassen, gebadet und frisiert und einfach total unglaublich gehorsam. Dann gab es eine Reihe von Pferchen, wo verschiedene Schafrassen ausgestellt wurden - nat�rlich lebende Exemplare. Am allermeisten haben mich die L�mmchen begeistert die alle miteinander und ihren Mamis knuddelten und einfach nur verpennt und knuffig waren. Eins war munter genug um die Mama als Kletterger�st zu benutzen und zu zeigen was es f�r wackelige kleine Beinchen hatte. Nat�rlich hab ich mir das nicht entgehen lassen und fast alle gestreichelt. Die Schafstinke auf meinen H�nden st�rte mich garnicht und ich verstand nun besser, warum Lammwolle so teuer ist. Die KANN garnicht kratzen. Mittendrin gab es eine Schermaschine und zwischendurch gab es Schafschurvorf�hrungen wo sich bis zu 50 Leute um den Pferch dr�ngelten. Einige Schafe haben leider auch Wunden davongetragen, aber im gro�en und ganzen gings ihnen danach gut. Die zahlreichen Kinder die dabeiwaren staunten nicht schlecht, als unter graubeigen Wollmassen wei�e Schafe zum Vorschein kamen. ^___^ Und das allercoolste an den Scherern war, da� sie mir einen ganzen Stoffbeutel voll dicht gestopft mit dieser Wolle geschenkt haben. Ich kann sie gut gebrauchen, sie hinterl�sst jedoch ein zweideutiges Gef�hl, weil ich es eigentlich falsch finde Schafe vor dem Herbst und Winter zu scheren nur um den Wollertrag zu erh�hen. Ich mein die frieren doch! Dazu lassen Schafe sich doch schlie�lich so einen Wollmopp um den K�rper wachsen im Sommer, damit sie im Winter mit sich selber kuscheln k�nnen. Im Fr�hjahr und Sommer find ich scheren in Ordnung, weil bei den Julitemperaturen die wir dieses Jahr hatten (immer �ber 30�C ) h�tten die sich ja sonst totgeschwitzt und h�tten vielleicht sogar Kreislaufprobleme bekommen, aber es war an dem Tag schon recht k�hl und die bereits geschorenen Tiere stellten sich ganz dicht aneinander um sich zu w�rmen.Naja...
Dann gab es ja noch das Bundesleistungsh�ten, quasi die erste Bundesliga der Sch�fer. Es wimmelte nur so von Sch�fern, nicht wenige waren am Vortag bereits angetreten um ihr Handwerk zu beweisen. Ich hatte das Gl�ck nicht nur auf ausgesprochen schniecke junge Sch�fer zu treffen, sondern auch einen neben mir stehen zu haben, der mir sehr detailiert erkl�rte was ich sehe und warum das passiert und worauf die 3 Richter gucken. F�r mich kam die Erkenntnis, da� Sch�fer eigentlich wenig mit Schafen arbeiten sondern eher mit ihren Hunden, die perfekt ausgebildet sein m�ssen. Ich sah zwei Altdeutsche H�tehunde des Farbschlags "Gelbbacke" in Aktion und war begeistert. Die Schafsschaufel die an der Spitze des Hirtenstabs dran ist, ist ja zum Einfangen der Schafe da, aber der gesammte Stock dient dem Sch�fer quasi als verl�ngerter Arm, wie beim Reiter in der Handarbeit die Gerte, damit die Hunde auch aus hunderten Metern Entfernung noch sehen k�nnen, was f�r Sichtzeichen gerade aktuell sind. Aufgaben waren die Schafe aus dem Pferch zu treiben, durchs Feld, es musste ein Auto in Schrittgeschwindigkeit zweimal dran vorbeifahren und die Schafe mussten anschlie�end weitergetrieben und �ber eine Holzbr�cke r�ber. Und das alles ohne da� einzelne Tiere sich leicht entfernen, die Schafe sollen trotzdem noch grasen (der Sch�fer bezeichnete das mit "er muss sie satth�ten" quasi die Schafe m�ssen sich satt fressen k�nnen und trotzdem durch die Hunde in Schach gehalten werden) und die Hunde m�ssen immer wieder "Furchen abarbeiten" was bedeutet da� sie sauber eine gedachte (in dem Fall eingepfl�gte) Linie immer wieder ablaufen und die Ecken nicht abk�rzen und selbstst�ndig Schafe zur�cktreiben und sich im Zweifelsfall auch mit Bissen in 3 Regionen der Schafe Respekt verschaffen k�nnen. Ich bekam den s�chsischen Meister zu sehen dessen Haupt - und Beihund echt lustige Namen hatten. Trotzdem b�chsten auch bei diesen meisterlich abgerichteten H�tehunden zweimal Schafe aus. Ich glaub die meisten Zuschauer h�tten nie gedacht, wie aufregend Schafeh�ten sein kann. Ich erfuhr auch wof�r die vielen Perlmuttn�pfe an den Sch�ferwesten stehen (an den Kn�pfen kann man ja auch Maurer und Zimmermann und Schornsteinfeger unterscheiden wenn sie kein Zunftzeichen tragen): die gro�en Kn�pfe stehen f�r die Wochen, wo die Schafe auf den Weiden stehen (mehr als 40) und die kleinen Kn�pfe am Kragen stehen f�r die Stallwochen, wo die Sch�fer Ferien haben.
Zur�ck in den Hallen (das zun�chst sehr sonnige Wetter war Regen gewichen) gab es da unter anderem die Spinnerinnen des Heimatvereins Letschin, die alle sehr lustig waren und mir gezeigt haben worauf ich beim Neu- Spinnradkauf achten soll. Au�erdem gab es eine Weberin die mir ein bisschen erkl�rte welche Garne sie auf dem Mustergewebe hatte, was sie sonst noch so f�r Techniken verwendet und lie� sich beim Weben einer Tasche �ber die Schulter gucken. Es gab tausende Wollprodukte, von denen ich nur wenig und g�nstige eingesackt hab. Ich holte Pflaumenmus ohne Zucker, Heidehonig (und bekam eine Bienenwachsrosenkerze geschenkt weil der Imker merkte da� ich Honig sch�tze - klaro bei 7 Sorten die ich zur Zeit habe) und einen Kalender mit Sagen aus der M�rkischen Schweiz.
Au�erdem gab es einen Mann um die 30 Jahre alt der seine selbstgesponnene Wolle verkauft hat und mir erz�hlte es g�be noch sehr viele Wolle spinnende M�nner im Oderbruch. Nun, in Buckow kenn ich ja schon einen aber der ist bestimmt schon zwischen 70 und 80 Jahre alt. Und dann war da eine Frau die ein Spinnrad aus Neuseeland mit Zweipedalantrieb hatte. Wow, da kann man garnicht aus dem Takt kommen. In der Zeit wo ich dort war, hat sie zwei Spulen vollgespinnt und die dann verzwirnt. Es gab da noch eine Frau mit Stand, die Wollpflege, Wollmilchseifen, lauter Wollkleidung, selbstgefilztes und Filzwolle in kleinen B�ndelchen verkaufte. Ihr Laden hei�t "schaafe" Sachen und m���hr! Das Logo ist ein Schafwollkn�uel. Ihr hab ich Wollpflege, eine Seife, ein Kn�uel Wolle und 3 Filzwollb�ndel abgenommen. F�r mich eines DER Highlights in der Halle und an dem Tag �berhaupt war ein Stand der Filzmanufaktur Lieske. Ich konnte es zun�chst nicht glauben, aber das war die Frau Lieske von der mein Nachbar Sven mir schon vor Monaten erz�hlt hat. Und ihr erratet nicht wo die wohnt! In Tempelberg! Wir sind quasi Dorfnachbarn, weil wenn man von Philippinenhof aus die Stra�e nach S�den nimmt kommt man nach 4 km genau da raus. Also eine notfalls-auch-mit-Fahrrad Distanz. Die Frau z�chtet Alpakas und Schafe (Merinoschafe) und stellt aus der Wolle unter anderem Filz und Filzsachen her. Sie verkauft auch die Wolle der Alpakas oder auch auf Wunsch Babyalpakas und Schafl�mmer. Ihre Schafwolle gibt sie f�r 20 cent pro Kilogramm ab und die Wolle die nicht verkauft wird schickt sie nach Sachsen in eine Spinnerei die ihr die Wolle mit hohem Lanolinanteil als fertige Kn�uel verschiedener St�rken wieder zur�ckschickt mit Banderole. Sie meint ich kann sie hin und wieder mal besuchen kommen zum gemeinsamen filzen oder um ihr Spinnrad zu benutzen. Ich glaub mich zu erinnern da� sie auch ne Kardiermaschine hatte. Naja, jedenfalls kommt jetzt im Spetember der Scherer zu ihren Alpakas und im Februar der Schafscherer. Ui und Vollkornbrot aus dem Steinbackofen, frische Eier, Enten und G�nse und Obst+Kr�uterprodukte aus ihrem Garten (Marmeladen, Gelees, Schn�pfe, Lik�re, Sirups) kann man bei ihr auch kaufen. Sie bietet auch Filzkurse an f�r Kinder und Erwachsene, wahlweise mit Picknick mit eigenen Produkten und sogar eine Wanderung zum westlichsten Steinkistengrab Europas (7km) mit ihren Alpakas kann man machen. Nat�rlich hab ich ihr auch Wolle abgenommen die zum Sockenstricken taugt (4f�dig, 100gr). Ich wette in Zukunft werd ich �fters noch von ihr und ihren Tieren berichten.
Irgendwann war ich dann aber so kaputt und m�de da� ich den Heimweg antrat - und prompt vom Kremserwagen mit zwei Warmbl�tern (es gab auch eine Hafikutsche aber es regnete) mitgenommen wurde der uns zum Feld brachte wo die Autos standen, vorbei am Gutshaus Friedersdorf welches sicher was f�r Ron w�re. Leider konnte ich mich auch zuhause nicht gleich ausruhen und die Produkte in Ruhe wegpacken, weil Ron mich mit einer Fuhre Pflaumen erwartete, die ich zu Kuchen verarbeiten sollte. Und w�hrend er gassi ging, stand ich auf meinen schmerzenden F��en und backte ganz brav.

1 Kommentar

Hi Elisa - chan,

also, so eine Veranstaltung und auch die Bezeichnung "Bundesleistungsh�ten" sind mir jetzt neu. Aber, was solls, andere (Bundes)L�nder - andere Sitten und Wettbewerbe.
Das mit nem "eingesauten" Auto kenn ich nur zu gut durch "hin-m�ssen-auf-Konzert-der-CrippleCreekBand-in-Winkelhaid" und "auf-unbefestiger-Wiese-parken". Bei nem spontan stattfindenden Wolkenbruch hat sich die ganze Wiese in nen Morast verwandelt.....!!!!
Sogar ein "Land-Rover" (neben-mir-geparkt-gewesen-sei) hatte sichtliche M�he, aus dem "B�H" rauszukommen.....!!! Die auf den Autos zur�ckgebliebene "Patina" (="Schlammpackung") war ne Visitenkarte, wo man gewesen war....!!!

By the way, in unserer Gegend gibt es ungef�hr so ne �hnliche Veranstaltung: in Hersbruck den "Hirtentag"; aber nicht in so nem gro�en Umfang wie der geschilderte "Event" hier.

Lothar

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